Wir sind aufgewacht, Frau Merkel

Michael Winkler am 15. November 2012: "Generalstreik in Portugal und Spanien, Solidarstreiks in Griechenland, Italien und Belgien. Die merkelhafte Sparpolitik stößt europaweit auf Begeisterung. Was dabei für deutsche Gutmenschen besonders bitter sein muß: An einer einzigen solchen Anti-Euro-Demonstration nehmen mehr Menschen teil, als die 'Kampf gegen Rechts'-Idiotie jemals gleichzeitig auf die Beine gebracht hat. Echte Interessen und echte Not erweckt eben mehr Interesse als ein ideologischer Schafsauftrieb. Für Angela Merkel wüßte ich ein passendes Weihnachtsgeschenk: Eine Europa-Karte und eine Schere. Da kann sie auf der Karte alle Länder wegschneiden, in denen sie sich ohne schwerste Bewachung nicht mehr auf die Straße trauen darf."

14. November 2012 | Ticker zum Generalstreik in Portugal, Spanien, Italien, Malta, Griechenland und Zypern

11. November 2012 | Merkels Regierung will öffentliche Ausstrahlung eines Videos über Portugals Sparpolitik verhindern

ICH BIN EIN BERLINER

Der offene Brief aus Portugal im Wortlaut

OFFENER BRIEF AN BUNDESKANZLERIN ANGELA MERKEL

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Merkel,

Zuallererst möchten wir darauf hinweisen, dass wir uns an Sie als Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland wenden, und zwar nur als solche. Wir haben Sie nicht gewählt, erkennen keine Kanzler/in Europas an. In diesem Sinne möchten wir, die Unterzeichner dieses offenen Briefes, diesen Weg nutzen, um an Sie, Frau Bundeskanzlerin, zu schreiben. Wir, die Unterzeichner, sind Bürgerinnen und Bürger des Landes, welches Sie am 12. November besuchen werden, Bürgerinnen und Bürger, die sich solidarisch mit den von den Sparprogrammen attackierten Ländern verbunden fühlen.

Aufgrund des Charakters Ihres angekündigten Besuches und vor dem Hintergrund der katastrophalen ökonomischen und sozialen Lage Portugals betonen wir, dass Sie hier nicht willkommen sind. Sie sollten sich auf portugiesischem Territorium als persona non grata betrachten, denn Sie mischen sich eindeutig in innere Angelegenheiten ein, für die Sie kein demokratisch von den hier lebenden Menschen ausgestelltes Mandat haben.

Weil unsere Regierung seit einiger Zeit aufgehört hat, den Gesetzen und der Verfassung dieser Republik Folge zu leisten, müssen wir uns daher mit diesem Brief direkt an Sie wenden. Die Anwesenheit diverser Großunternehmer in Ihrer Gefolgschaft ist empörend. Sie, Frau Kanzlerin, bringen eine Reihe von Personen mit, die unter dem Deckmantel ausländischer Investitionen die Ruinen einer Wirtschaft begutachten sollen, die Ihre Politik hier sowie in Griechenland, Irland und Spanien hinterlassen hat. In Ihrer Delegation sind nicht nur solche Kräfte, die mit Zustimmung unserer Regierung den portugiesischen Staat gezwungen haben, sein Eigentum und seine wertvollsten Güter zu veräußern, sondern auch solche, die als potenzielle Käufer derselben von den Ramschpreisen heute profitieren.

Diese Ausführungen können nicht und dürfen nicht als nationalistische oder chauvinistische Forderungen angesehen werden - sie sind direkt an Sie gerichtet, und zwar solange, wie Sie als die Hauptförderin der neoliberalen Doktrin, die Europa ruiniert, agieren. Genausowenig wenden wir uns an das deutsche Volk, das das demokratische Recht hat, jeden zu seinem Vertreter zu machen. In unserem Land stand Ihr Name jedoch auf keinem Stimmzettel. Wir haben Sie nicht gewählt. Wir räumen Ihnen nicht das Recht ein, uns zu repräsentieren und noch weniger, politische Entscheidungen in unserem Namen zu treffen.

Und wir sind nicht allein. Am 14. November, zwei Tage nach Ihrem angekündigten Besuch, werden wir zusammen mit unseren Brudervölkern aufbegehren. Es wird zu einem Generalstreik in vielen Ländern Europas kommen. Dies soll ein Streik gegen all die Regierungen werden, die das Vertrauen ihrer Bürgerinnen und Bürger verraten haben und immer noch verraten, und gegen die von diesen Regierungen eingeleiteten Sparprogramme. Aber täuschen Sie sich nicht, Frau Bundeskanzlerin. Es wird auch ein Streik gegen die durch die Troika auferlegten Sparmassnahmen sein, und gegen die Kräfte, die versuchen, diese Maßnahmen als dauerhafte Regelungen durchzusetzen, also auch gegen Sie. Und wenn wir unsere Brüder in Griechenland, Spanien, Italien, Malta und Zypern grüßen, so grüßen wir auch das deutsche Volk, das mit uns leidet. Wir wissen genau, wie das deutsche Wirtschaftswunder zustande kam, nämlich auf Basis einer sukzessiven Schuldenerlassung seitens der Kreditgeber. Wir wissen, die angeblich florierende deutsche Wirtschaft beruht auf brutalen Gehaltseinschnitten seit mehr als 10 Jahren, auf der Ausweitung von kurzfristiger bzw. geringfügiger Beschäftigung, welche weite Teile der deutschen Bevölkerung in Sorge stürzt. Das zeigt, welche Perspektiven Sie auch für das deutsche Volk in petto haben.

Es ist anzunehmen, dass Sie nicht antworten. Und es ist wahrscheinlich, dass die unterwürfige, schwache und charakterlose portugiesische Regierung Sie mit Beifall und Blumen empfängt. Aber in Wahrheit wird die Art und Weise, wie diese Regierung, unterstützt von der Troika und von Ihnen, dieses Land zerstört, von der Mehrheit der portugiesischen Bevölkerung äußerst missbilligt. Auch wenn Sie einen geheimen Weg und einen privaten Flughafen wählen, um den Demonstrationen und Protesten gegen Ihren Besuch zu entgehen, seien Sie versichert, sie werden überall in diesem Land stattfinden. Diese Aktionen werden auch gegen Sie und das, was Sie darstellen, gerichtet sein. Ihre Delegation kann versuchen, uns zu ignorieren. Die Europäische Union, der Internationale Währungsfonds und die Europäische Zentralbank können versuchen, uns zu ignorieren. Aber wir werden immer mehr, Frau Merkel. Hier und in all den anderen Ländern. Unsere Demonstrationen und Proteste werden machtvoller. Wir erlangen zunehmend besseres Wissen über die Realität. Die Geschichten, die man uns erzählte, waren nie ganz stimmig, und jetzt wissen wir, sie sind glatte Lügen.

Wir sind aufgewacht, Frau Merkel! Seien Sie in Portugal unwillkommen!

Kommentare

Zustimmung

Vergessen wir nicht, dass es die weltweit agierenden Großbanken waren, die uns mit ihrem aus dem Nichts geschaffenen Kreditgeld ohne Rücksicht auf Verluste in dieses Chaos gestürzt haben. Lassen wir uns als ganz normale Bevölkerung nicht weiter gegeneinander aufhetzen, sondern einigen wir uns schnellstens im Kampf gegen diese Parasiten. Es gab mal ein Lied: "Völker hört die Signale, auf zum letzten Gefecht.......Erinnert euch und handelt danach. Ich bin dabei, denn auch ich werde als ehrbarer Bürger Deutschlands gerade zwangsvollstreckt und bis zur privaten Insolvenz ausgepresst....mit meinem Geld finanzieren sie 50.000 EU-Beamte in Brüssel, ein durch die Gloalisierung entstandenes Heer von 7 Mio Harzern, 3 Mio Arbeitslosen und noch einmal so vielen, die in der statistik nicht mehr erscheinen - und sie füllen sich selbst die Taschen bis zum Überlaufen, auch ich habe die Schnauze voll!
KHK

KRISE

Sahra Wagenknecht:
Das Vorgehen der Bundesregierung bei Bankenrettung vergleicht sie mit „einem Einbrecher, der mir mein Haus leer räumt. Anschließend bitte ich denselben Einbrecher, mir Kredit zu geben, damit ich mich wieder einrichten kann. Und ich sage ihm zu, dass Kinder und Enkel auf Jahrzehnte nach seinen Konditionen zurückzahlen.“

http://www.ahlener-zeitung.de/lokales/kreis_steinfurt/rheine/1654861_Wag...