27. Januar 2017 | Michael Winkler: Tageskommentar
Der heutige Tag ist ein wichtiger Gedenktag der deutschen Geschichte: Wilhelm II., der letzte deutsche Kaiser, wäre heute 158 Jahre alt geworden. Im Fernsehen wird rauf und runter über die Jahre 1933 bis 1945 berichtet, doch nur selten über Deutschlands bessere Tage, das Kaiserreich von 1871, das gewaltsam im bis dahin größten Krieg der Weltgeschichte zerschlagen wurde. Warum? Man versucht uns einzureden, daß es die Großmannssucht des Kaisers gewesen sei, die zum Ersten Weltkrieg geführt habe, doch es war der Kaiser, der bis zuletzt versucht hatte, den Frieden zu bewahren.
Den Anlaß für den Krieg hat der französische Geheimdienst geliefert: die Ermordung des österreichischen Thronfolgers in Sarajevo. Der Grund für den Krieg war jedoch der wirtschaftliche Erfolg des Deutschen Reiches, das nach seiner endlichen Einigung in der Wissenschaft und Technologie, schließlich auch in seiner Wirtschaft und Produktion die Weltmacht Großbritannien überflügelte. Französischer Revanchismus, der es nicht verwinden konnte, daß Eroberungen aus den Raubkriegen Ludwigs XIV. wieder ans Deutsche Reich gefallen waren, hat sich mit den Abstiegsängsten der Briten und den Weltmachtwünschen der Amerikaner verbunden. Rußland war in diese Allianz mit Versprechungen gelockt worden, welche die Westmächte nie erfüllen wollten.
Vom Sieg über Deutschland haben nur die USA wirklich profitiert, sie haben sich finanziell gesund gestoßen, ihre europäischen Verbündeten, die vor dem Krieg Gläubiger der USA gewesen sind, in Schuldner verwandelt. Rußland wurde nach der Revolution zum Völkergefängnis der Sowjetunion, nach dem Schwerverbrecher Lenin gelangte dort der Massenmörder Stalin an die Macht. Erst jetzt, im 21. Jahrhundert, erholt es sich von den Schäden, die ihm dieses Bündnis zum Ersten Weltkrieg geschlagen hat. Das britische Weltreich erlangte nach dem Ersten Weltkrieg seine größte Ausdehnung, doch es war innerlich gebrochen. Churchill hat ihm schließlich den Todesstoß versetzt. Frankreich hat sich nie wieder von diesem Krieg erholt. Gerade in der Zeit des Deutschen Kaiserreiches war Paris die Welthauptstadt der Kultur gewesen, nach dem Krieg hat es nie mehr zu diesem Glanz zurückgefunden. Wirtschaftlich hat sich Frankreich von deutschen Tributen abhängig gemacht. Zunächst durch den Versailler Vertrag, später durch EWG bis hin zur EU, benötigte die französische Wirtschaft ständig Hilfen aus Deutschland, um fortexistieren zu können.
Ich habe an so einem Tag keine Lust, über Donald Trump oder Martin Schulz zu schreiben. Wo würde die Welt heute stehen, wenn die Völker 1914 vernünftiger gewesen wären, wenn sie dem Frieden eine Chance gegeben hätten, den Wilhelm II. vermitteln wollte? Das Gedenken an seinen Geburtstag hat er jedenfalls redlich verdient. Hoffen wir, daß eines Tages die ganzen Lügen verschwinden, die über ihn und über Deutschland verbreitet worden sind.
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