Diktatoren gibt es überall - Totalitarismus nicht

Soweit ich weiß,
hat noch keiner,
der es war,
sich selbst als Tyrann bezeichnen lassen;
der Posten ist begehrter als der Titel.

Max Frisch
schweizer Schriftsteller

Satire ist ein vorzüglicher Weg, seinem Herzen Luft zu machen, ohne von Dummköpfen verstanden zu werden. Das Bedürfnis von Menschen, Macht zum Nachteil ihrer Mitmenschen auszuüben, ist allgegenwärtig in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Es gelingt nicht immer, sich gegen mächtige Dummköpfe abzugrenzen. Viele Künstler lieben ihre Kunst, weil sie ausdrucksstark ist und sie innerlich und äußerlich bereichert. In der Kunst ist vieles noch möglich, was im Alltagsleben bereits scheitert.

Künstler unter totalitären Regierungen wissen ein Lied davon zu singen. Auch Künstler untereinander können sich in die Wolle geraten, wenn ihnen nicht nur dieser Planet, sondern auch ihre innere Welt zu klein erscheint, was beide nicht sind.

Um den vielfältigen Gedanken von Max Frisch über Menschen und Gesellschaft einen Namen zu geben, wird eine Stelle aus der Mitte des Romans 'Mein Name sei Gantenbein' gerne und häufig zitiert:

'Manchmal scheint mir auch, daß jedes Buch, so es sich nicht befaßt mit der Verhinderung des Krieges, mit der Schaffung einer besseren Gesellschaft und so weiter, sinnlos ist, müßig, unverantwortlich, langweilig, nicht wert, daß man es liest, unstatthaft. Es ist nicht Zeit für Ichgeschichten. Und doch vollzieht sich das menschliche Leben oder verfehlt sich am einzelnen Ich, nirgends sonst.'

Wenn Max Frisch die Hauptperson in eben diesem Roman sagen läßt, der Mensch „probiere Identitäten an wie Kleider“ , dann erinnert mich dieser Gedanke an mein eigenes Sehnen und Streben, einen Lebensweg zu gehen, der mir genügt.

Wesentliche Brüche in meinem Lebenslauf führte ich selbst herbei, um eine andere Richtung zu finden: 1987 Computerei, 1995 Ausscheiden aus dem Angestelltendasein und 2000 Distanzierung von christlicher Religiosität. Damit einher wuchs mein Bewußtsein für das, was ist.

Tyrannen müssen mir jetzt nachlaufen, um mich einzuholen. Ich gehe nicht mehr zu ihnen hin.