Das Hauen und Stechen in der politischen Diskussion ist oft nur Theater

"Es ist sehr gefährlich",
sagte Voltaire,
"in Dingen recht zu haben,
wo große Leute unrecht gehabt haben."

Georg Christoph Lichtenberg

"Seine körperliche Behinderung und seine ständige Anfälligkeit für Krankheiten machten ihn in außergewöhnlichem Maße empfindsam. Seine Beobachtungsgabe richtete er nicht nur auf naturwissenschaftliche Erscheinungen, sondern auch auf die Umwelt und seine Mitmenschen."

Die Bandbreite feat. Kilez More: Wo liegt die Wahrheit

19. September 2011 | Der österreichische Truth-Rapper "Kilez More" und "Die Bandbreite" veröffentlichen ihren ersten gemeinsamen Feature-Song "Wo liegt die Wahrheit".

Getreu dem Motto "United we stand - Divided we fall" rufen die beiden Musiker ihre Hörerschaft zu Einigkeit und Verständnis auf. Zu lange schon verhindert das Prinzip "Teil und Herrsche", dass sich die Menschen in politischen Dingen einig werden, weil Parteizugehörigkeit und Schubladendenken den politischen Diskurs stärker bestimmen als die Vernunft.

Einigkeit in grundlegenden politischen Entscheidungen sollte eigentlich an der Tagesordnung sein, doch durch den Einfluss von Lobbygruppen wird ein Keil zwischen die Menschen getrieben.

Dies zu verhindern und die uns dargebotene Realität in den Medien immer wieder zu überprüfen und zu hinterfragen, ist der eindringliche Appell dieser musikalischen Zusammenarbeit.

Der Song "Wo liegt die Wahrheit" ist erschienen auf der Debut-CD "Status Quo" von Kilez More und dem neuen Album "Reflexion" von Die Bandbreite.

Als ich im April 1999 begann, in Internetforen zu schreiben und per E-Mail zu kommunizieren, war ich gefangen in einer fundamentalistischen Weltsicht. Meine Wahrnehmungen hatten mich an Grenzen geführt, die auch mit den Konstrukten und Erfahrungen der Psychologie nicht beantwortet werden konnten.

Immer mehr Alltägliches begann ich zu hinterfragen. Die wachsenden Quellen des Wissens im Internet luden mich zum Recherchieren ein. Schneller und umfassender, als Bücher es jemals ermöglichten, konnte ich Meinungen und Beobachtungen miteinander vergleichen und abwägen, ob diese mir etwas bedeuteten.

Meine Schlußfolgerungen schrieb ich auf und veröffentlichte sie sofort im Internet. So entwickelte ich mich von einer Schreibkraft im Büro zu einem Schreiberling im Internet. Diese Entwicklung geschah situationsbedingt und ohne jeden akademischen Anspruch, weswegen jegliche Schelte gegen mich deplaziert und taktlos ist.

Warum lasse ich den Voltaire vom Lichtenberg zitieren? „Je mehr sich bei Erforschung der Natur die Erfahrungen und Versuche häufen, desto schwankender werden die Theorien. Es ist aber immer gut, sie nicht gleich deswegen aufzugeben. Denn jede Hypothese, die gut war, dient wenigstens, die Erscheinungen bis auf ihre Zeit gehörig zusammenzudenken und zu behalten. Man sollte die widersprechenden Erfahrungen besonders niederlegen, bis sie sich hinlänglich angehäuft haben, um es der Mühe wert zu machen, ein neues Gebäude aufzuführen.“ (Lichtenberg: Sudelbuch JII/1602)

Ende Juni 2008, also neun Jahre nach Erscheinen erster Texte, bot ich lediglich das gegen Honorar an, was ich bereits für mich getan hatte, auch wieder ohne jeden professionellen Anspruch: publicEffect.com Ergebnis am 3.7.: Fünf zahlende Kunden und ein Folgeauftrag in Form eines Textes, der neun Webprojekte beschreibt.

Eines hat sich in all den Jahren nicht geändert: Ich finde wohlwollende Zustimmung, erlebe Gleichgültigkeit und errege zornige Ablehnung. Ist das nicht eine phantastisch gute Konstellation, um durch eine Kolumne viele Leser zu polarisieren? Meine Art zu denken entwickelte sich aus einer extremen Lebensweise, die nach Ausgleich und Beruhigung sucht.

Menschen, die ich weder kenne, noch jemals irgendeine Berührung mit ihnen hatte, heulen wie von einer Tarantel gestochen auf und schütten kübelweise Beschimpfungen und Beleidigungen über mich aus, andere belustigen sich und machen meine Gedanken lächerlich. Die schreiben über sich selbst, nicht wahr? Ich habe lediglich provoziert.

Sie fangen an nachzuforschen, um Angriffspunkte zu finden und Argumente einzusetzen. Manche geben sich richtig Mühe dabei.

Ich kann nicht verhindern, die Kreise anderer Menschen durch meine Gedanken zu stören. Es wird immer Prominente geben, von denen ich nichts weiß und die anders gedacht haben und denken. Wie also könnten meine Texte als Angriff gedient haben, wenn ich nichts von einer Meinungsfront weiß? Wieso hat ein Schlagabtausch stattgefunden, wenn ich nicht geschlagen habe? Habe ich etwa nur in die Luft geschlagen?

Nicht einmal das. Oft genug reicht meine Existenz aus, jemanden zu provozieren. Jeder andere Mensch wäre auch recht gewesen für beliebige Projektionen. Daher lasse ich solcherlei Gebaren stehen und setze einen Punkt. Jeder hat sein eigenes Kopfkino.